Sie war erschöpft, doch gleichzeitig spürte sie eine tiefe, stille Ruhe, die ihr Inneres sanft umschlang, wie von langsam herabsinkenden Nebelschwaden umhüllt. Schrille Stimmen der Verzweiflung, der Mutlosigkeit beruhigten sich und verhallten langsam unter der weißgrauen Nebeldecke. Das Gefühl der Ruhe war sehr angenehm; sie musste nicht länger kämpfen, um die Stimmen ihrer Verzweiflung zu unterdrücken, sie zu beschwichtigen. Sie blickte nach oben und sah ein Stück blauen Himmel. Sie wusste, dass die Zeit gekommen war, alles loszulassen, weil sie keine Kraft mehr hatte, nach dem richtigen Weg zu suchen. Sie wollte doch nur glücklich sein, das war alles. Sie verbrachte unendlich viel Zeit damit, sich Möglichkeiten, die dazu führen könnten, endlich glücklich zu sein, im Geiste vorzustellen und sie bis ins kleinste Detail auszumalen. Doch es ist wahr: Seit wann wissen die Menschen, was sie wirklich glücklich macht? Diese Frage setzte sich damals in ihrem Gedächtnis fest, als sie sich einmal einen Film ansah, weil sie gerade nichts Besseres zu tun hatte. Ihr Blick war voller wehmütiger Fragen. Er wusste nicht, wie er sie beantworten sollte, ohne ihr wehzutun. Er spürte, dass sie die Wahrheit an seinem Gesicht ablesen konnte, auch ohne Worte. "Ich kann nicht mehr" - sagte er und verdeckte sein Gesicht mit den Händen, um nicht länger in ihren Augen blicken zu müssen. Er fühlte sich nicht wohl dabei, doch er musste damit ausrücken. Er ertrug die Situation nicht länger, er fand in der Beziehung mit ihr nicht das, wonach er ursprünglich suchte. War er damals, vor vier Jahren voreilig gewesen? Machte ihm das Alleinsein so sehr zu schaffen, dass er sich von ihrer positiven Ausstrahlung einfach blenden ließ, obwohl er im Grunde ganz genau wusste, welche Interessen und Gemeinsamkeiten für ihn wichtig waren? Er erinnerte sich an die Zeit zurück, als sie sich kennenlernten. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie mit einigen seinen Interessen nicht mithalten konnte und auch nicht wollte, und sie ließe sich von niemandem verbiegen. Doch er wollte sie unbedingt näher kennenlernen und es mit ihr versuchen, weil er sich vom ersten Moment an zu ihr hingezogen fühlte. Trotz der Unterschiede und Gegensätze. Vermutlich gerade deshalb. Er war sich sicher, in ihr die Richtige gefunden zu haben und daran hielt er fest. Ein Ruf aus der Vergangenheit, gestern Abend, der mich (nicht mehr) berührt, den ich zur Kenntnis nehme und akzeptiere, dass diese Verbindung von einst in meinem Leben wohl immer präsent bleibt – tief unter der Oberfläche, wo sie für andere unsichtbar ist. Hinter Schloss und Riegel eingeschlossen, um keinen weiteren Schaden anzurichten. Man sollte nur Wünsche und Ziele haben, die man sich auch lebhaft vorstellen kann, alle anderen sollte man hinter sich lassen, abhaken und begraben, denn sie werden keine Erfüllung finden und der Seele nur Leid zufügen. Die Macht der Zeit hat mich gelehrt, dass alles irgendwann vorübergeht – die Narben bleiben, doch sie sind geheilt; dank der Zeit, die sich leidvoll in die Länge zog, bis es zur Heilung der Narben kam.
Ich treffe eine Wahl und der Zug fährt los. Der Weg ist meistens lang, es tun sich viele Begegnung auf. Menschen, die sich an meiner Reise beteiligen, mir Gesellschaft leisten, mit mir durch dick und dünn gehen, mir die Welt erklären.
Doch die meisten von ihnen haben meinen Zug bereits verlassen, sie sind in meinen Erinnerungen versunken, als wären sie gestorben, weil sie nicht mehr Teil meiner langen Reise sind. Haben auch sie mich vergessen, wenn sie noch am Leben sind ...? Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat.
Das Ärgernis liegt plötzlich wie ein großer Felsen inmitten meines Weges, dem ich nicht ausweichen kann, ein unüberwindbares Hindernis, das meine Gefühle in die Tiefe zieht, mich in den Abgrund stößt. Auf dem Weg nach unten spüre ich, dass das Ärgernis stärker ist als ich - es ist ein Kräftemessen. Ich weiß, ich sollte alle meine Kräfte sammeln, die schwarz gefärbten Gefühle des Ärgernisses zu stoppen, um den freien Fall in den Abgrund zu verhindern, weil es sonst noch mehr Kraft vonnöten ist, den Weg nach oben zu finden und auf meinem Pfad weiterzugehen.
Es gibt Gefühle, die man nicht in Worte fassen kann. Meistens jene, die uns quälen und daran hindern, anderen Menschen die Worte zu vergeben, die solche Gefühle einst in uns hervorriefen, um unsere Seele leiden zu lassen. Worte, die tiefe Narben hinterließen, aber auch stumme Blicke, ohne Worte tun das Gleiche, weil wir die Gabe haben, an den Blicken anderer Menschen vieles abzulesen, in deren Augen, auch ohne Worte, ihre Gedanken zu erraten, die uns verletzen. Auch unausgesprochen. Manche Gedanken bedürfen keine Worte und doch können wir spüren, was andere von uns denken, wie sie über uns urteilen. Und manchmal verflucht man diese Gabe, denn ohne sie wäre man vielleicht nicht so verwundbar, nicht so empfindlich und nicht so empfänglich für Blicke, der mehr sagen können als tausend Worte. |
Es ist entscheidend, in allen Dingen des Lebens das Positive zu betrachten und den Blick auf das Schöne zu richten.
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February 2014
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