Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich [...] sind wir alle nur sterblich. Die Zeit ist das, was mich umgibt, in jedem Augenblick. Die Vergangenheit zeigt, wer ich bin, die Zukunft hält meine Träume verborgen – das bin ich noch nicht. Der größte Verlust fürs Leben ist das Hinausschieben; es verträumt immer den ersten Tag und entreißt die Gegenwart, indem es auf die Zukunft verweist. Aber alles, was kommen wird, steht unsicher: Lebe für den Augenblick! Ich habe Wünsche, doch ich plane nichts – ich bin im Augenblick. Jeder Gedanke an die Vergangenheit, jede Erinnerung trennt mich von der Gegenwart, die Minute für Minute verstreicht, ohne dass ich sie bewusst wahrnehme. Nur die Gegenwart, das Jetzt ist Wirklichkeit, in der ich lebe und atme. Mein Leben ist im Jetzt, die Vergangenheit liegt hinter mir, irgendwo begraben – tot. Die Zukunft ist noch nicht geboren, ohne Konturen, doch sie geht aus jedem einzelnen Augenblick hervor, weil man in jedem Augenblick eine Entscheidung trifft – mit Verstand oder Gefühl, wichtig oder belanglos. Ich kann die Stille hören, wenn meine Gedanken verstummen, ihre Wut im Zaun halten, um meine Emotionen nicht zu entfachen. Damit ich die Stille hören kann. Die Stille, die beruhigt, die zu nichts zwingt, all ihre Klänge sind in Harmonie. Vollkommene Stille findet man selten in der Welt voller Lärm, Streitigkeiten, Hass und Niedertracht. Als würden die Menschen allzu gerne ihre eigene Stimmen hören, jeder will sich Gehör verschaffen, sich geltend machen, sich durchsetzen, andere übertrumpfen – wer das letzte (laute) Wort hat, gewinnt und triumphiert über andere. Er will schreiben, er will seine Gedanken fließen spüren, die Worte unaufhaltsam aus ihm herausprudeln lassen, immer schneller, ungebremst und unkontrolliert. FREI. Worte ohne Gefühle sind ihm lieber, als Gefühle ohne Worte, denn seine Seele dürstet nach vollgeschriebenen Seiten, seine Augen fangen nichts an mit leeren Blättern ohne Worte. Die Worte, seine Nahrung für seinen Körper, der leidet, wenn er nicht schreibt; er wird von dem Wahn erfasst. Er MUSS. Schreiben ohne Sinn, die Wörter aneinandergereiht, wie sie den Weg aus seinem Inneren finden, ihn überfluten, unaufhaltsam und ungebremst. Tosend und brodelnd, wie Wellen des Meeres; niemand besiegt die Urkraft der Natur. Worte, wie Millionen Sandkörner, ein Chaos, das keinen Sinn ergibt. Mit der nächsten Welle schon wieder fortgespült, fortgerissen in die Tiefen des blauen Meeres, von riesigen Wassermassen bis zum Boden niedergedrückt, dann von neuen Wellen erfasst und heraus gespien, in hellbraunen Schichten am Ufer liegend. Sie war erschöpft, doch gleichzeitig spürte sie eine tiefe, stille Ruhe, die ihr Inneres sanft umschlang, wie von langsam herabsinkenden Nebelschwaden umhüllt. Schrille Stimmen der Verzweiflung, der Mutlosigkeit beruhigten sich und verhallten langsam unter der weißgrauen Nebeldecke. Das Gefühl der Ruhe war sehr angenehm; sie musste nicht länger kämpfen, um die Stimmen ihrer Verzweiflung zu unterdrücken, sie zu beschwichtigen. Sie blickte nach oben und sah ein Stück blauen Himmel. Sie wusste, dass die Zeit gekommen war, alles loszulassen, weil sie keine Kraft mehr hatte, nach dem richtigen Weg zu suchen. Sie wollte doch nur glücklich sein, das war alles. Sie verbrachte unendlich viel Zeit damit, sich Möglichkeiten, die dazu führen könnten, endlich glücklich zu sein, im Geiste vorzustellen und sie bis ins kleinste Detail auszumalen. Doch es ist wahr: Seit wann wissen die Menschen, was sie wirklich glücklich macht? Diese Frage setzte sich damals in ihrem Gedächtnis fest, als sie sich einmal einen Film ansah, weil sie gerade nichts Besseres zu tun hatte. Ihr Blick war voller wehmütiger Fragen. Er wusste nicht, wie er sie beantworten sollte, ohne ihr wehzutun. Er spürte, dass sie die Wahrheit an seinem Gesicht ablesen konnte, auch ohne Worte. "Ich kann nicht mehr" - sagte er und verdeckte sein Gesicht mit den Händen, um nicht länger in ihren Augen blicken zu müssen. Er fühlte sich nicht wohl dabei, doch er musste damit ausrücken. Er ertrug die Situation nicht länger, er fand in der Beziehung mit ihr nicht das, wonach er ursprünglich suchte. War er damals, vor vier Jahren voreilig gewesen? Machte ihm das Alleinsein so sehr zu schaffen, dass er sich von ihrer positiven Ausstrahlung einfach blenden ließ, obwohl er im Grunde ganz genau wusste, welche Interessen und Gemeinsamkeiten für ihn wichtig waren? Er erinnerte sich an die Zeit zurück, als sie sich kennenlernten. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie mit einigen seinen Interessen nicht mithalten konnte und auch nicht wollte, und sie ließe sich von niemandem verbiegen. Doch er wollte sie unbedingt näher kennenlernen und es mit ihr versuchen, weil er sich vom ersten Moment an zu ihr hingezogen fühlte. Trotz der Unterschiede und Gegensätze. Vermutlich gerade deshalb. Er war sich sicher, in ihr die Richtige gefunden zu haben und daran hielt er fest. |
Es ist entscheidend, in allen Dingen des Lebens das Positive zu betrachten und den Blick auf das Schöne zu richten.
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February 2014
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